Anlässlich der 875-Jahr-Feier der Stadt Schwarzenberg stellen wir in einer Reihe von Interviews auf unserem Blog Persönlichkeiten vor, die mit unserer Stadt verbunden sind. Egal, ob sie hier leben, arbeiten oder auf andere Weise einen Beitrag leisten – ihre Geschichten und Erfahrungen zeigen, was Schwarzenberg heute ausmacht.

Rico Weißflog führt ein Atelier in der Oberen Schloßstraße, in dem man seit 2017 die Entstehung seiner großen und farbenfrohen Werke verfolgen kann. Mit seinen Bildern möchte er Tradition mit Moderne verbinden und Lebensfreude vermitteln.

In welcher Verbindung stehen Sie zu Schwarzenberg und warum haben Sie ausgerechnet diesen Standort gewählt? Schwarzenberg ist mein Geburtsort und das Erzgebirge meine Heimat. Zwei gewichtige Gründe, nirgendwo anders zu suchen.

Was lieben Sie an Schwarzenberg und haben Sie einen Lieblingsort? Schwarzenberg entschleunigt. Ich mag die natürliche Schönheit und die gemütliche Atmosphäre, gerahmt von reichlich Stadtgeschichte. Am liebsten habe ich den Stadtkern, das Gemütliche, das Heimische, wo man sagt: „Das ist mein kleines Schwarzenberg“. Es ist natürlich noch viel mehr als nur das.

Was muss sich in der Stadt dringend verbessern? Geschichte muss man schreiben, aber in Zukunft moderner, belebter und für Jung und Alt. Ideen sind herzlich willkommen.

Wie könnte Kunst in Schwarzenberg mehr gefördert werden? Welche Änderungen erhoffen Sie sich? Kunst lebt hauptsächlich durch Vereinsarbeit und engagierte Personen in unserer Stadt. Ich wünsche mir mehr Verantwortung der Stadt für die Förderung von Talenten aller Kunstsparten. Hilfreich wäre hier schon die Bereitstellung von entsprechenden Räumen und Materialien – der Einstieg sozusagen.

Wie kamen Sie zu Ihrer Kunst? Schon in Kindertagen hat mich die Malerei begeistert. Meine gesamte Entwicklung hat mich zur Eröffnung meines Ateliers mit offener Atelierarbeit im Jahr 2017 gebracht. Ich möchte keine weitere elitäre Galerie betreiben, sondern jeden einladen, bei der Entstehung eines Kunstwerkes dabei zu sein und gerne mit mir zu plauschen.

Wie haben Sie Ihre Fähigkeiten erlernt? Ich bin ein Kind der DDR. Wenn man da als Kind etwas besser konnte, egal ob das Kunst, Sport, Mathematik oder etwas anderes war, wurde man in Arbeitsgemeinschaften gefördert. Ich bin dann von meiner Schule in Wildenau hoch in die Stadtschule geschickt worden. Dort hieß es Vollgas geben und ich wurde richtig getriezt. Damals wurde es anders gemacht, als ich das heute mit Kindern und Jugendlichen mache. Früher war viel mehr Zucht und mehr Druck dahinter.

Lassen Sie sich von anderen Künstlern inspirieren? Das ist selbstverständlich. Es gibt viele Künstler, an denen ich mich orientiere. Zum Beispiel Andy Warhol, der mit seinen Grafiken experimentiert hat oder aus der DDR-Zeit noch Willi Sitte, der mit relativ großen Formaten und vielen Farben gearbeitet hat. Diese Richtung hat mich schon als Kind beeindruckt. Dann gibt es noch viele andere, mehr oder weniger bekannte Künstler, die richtig was draufhaben.

Wie haben Sie Ihren Stil gefunden? Ich habe lange danach gesucht, bis ich dann auf einen österreichischen Künstler gestoßen bin, den ich als Vorbild genommen habe und der den Stil Spontanrealismus selbst erfunden hat. Das Spontane sind die Farben und das Realistische ist das Figürliche, damit man die Vorlage am Ende auch noch erkennt. Da dachte ich, das ist genau mein Ding, da die Darstellung modern, aber nicht zu weit vom Original entfernt ist.

Wie war es, sich mit Ihrer Kunst selbstständig zu machen? Ich hatte eigentlich nie geplant, mich damit selbstständig zu machen. Es ist wahrscheinlich immer das Beste, so etwas nie zu planen, sondern einfach zu machen. Eigentlich war es aus meinem Hobby heraus und ist immer noch ein Hobby, das muss ich dazu sagen. Ich arbeite immer noch in Erla im Eisenwerk und das schon seit über 28 Jahren. Die meiste Zeit bin ich hier im Atelier und mindestens eine Woche pro Monat im Eisenwerk. So ist es schön aufgeteilt.

Auf welches Ihrer Werke sind Sie besonders stolz? Ich bin eigentlich auf alle stolz. Es gibt nichts, was es nicht wert wäre, stolz darauf zu sein. Es gibt Werke, an denen noch ein paar Erinnerungen aus der Anfangszeit hängen oder an denen man neue, verschiedene Techniken ausprobiert hat. Man lernt nie aus und kann immer dazu lernen. Solche Werke bleiben einem dann im Hinterkopf.

Wie lange brauchen Sie durchschnittlich für ein Werk? Das kommt auch darauf an, wie mich das Motiv anspricht. Manchmal brauche ich nur vier Stunden, wenn ich im Flow bin und mich nicht ablenken lasse. Dann gibt es wiederum auch Werke, bei denen die Kunden es detaillierter möchten und dann kann es halt auch mal fünf, sechs Tage dauern.

Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten? Ich arbeite am liebsten mit Acrylfarbe. Das kommt mir in der Technik auch sehr entgegen. Die Farbe trocknet ziemlich schnell und man muss hintereinanderweg arbeiten und das ist genau das, was ich will – hintereinanderweg. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Manchmal stehe ich sogar mit einem Föhn da und trockne die Farbe.

Welche Botschaft möchten Sie mit Ihrer Kunst vermitteln? Wenn es eine gibt, dann ist es Lebensfreude, die Lust auf Schönes, die Lust auf Farbe, auf den Wow-Effekt.

Das Gespräch wurde im Mai 2025 aufgezeichnet.

Text: süß + scö, Foto: privat

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