„Cogito ergo sum“ – Schon vor hunderten von Jahren dachte der Philosoph René Descartes über den menschlichen Verstand und das Bewusstsein nach. Nach vielen Überlegungen und Gedankengängen über dieses komplexe und kontroverse Thema hielt er fest: „Ich denke, also bin ich“ – das heißt seine These zu Deutsch. Die Figur René Descartes und sein berühmtes Zitat finden sich auch im 2019 erschienenen Buch „Boy In A Dead End“ von Karl Olsberg wieder. Es ist eines von drei tiefgründigen Teilen mit Setting in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft.

Manuel, ein fünfzehnjähriger Junge, der in der Reihe eine große Rolle spielt, leidet an amyotropher Lateralsklerose (ALS), wodurch er beinahe vollständig gelähmt ist. Es ist die selbe Krankheit, an der auch Stephen Hawking litt und sie ist äußerst selten. Trotz Manuels außerordentlicher Intelligenz, hat er nicht mehr lange zu leben. Eigentlich versucht er, sich mit seinem Schicksal abzufinden und das beste aus seiner verbleibenden Zeit zu machen, doch dann stößt Manuel auf einen Unternehmer namens Henning Jaspers und schöpft neue Hoffnungen. Jaspers arbeitet daran, menschliche Gehirne zu scannen und ihr Bewusstsein in eine Simulation zu schleusen. Bei diesem Vorgang würde Manuels Gehirn allerdings vollkommen zerstört werden. Aufgrund von Manuels Krankheit durchlebt seine Familie eine sehr schwierige Zeit. Sein Vater ist vertieft in seine Arbeit, während seine Mutter sich ununterbrochen um ihren Sohn sorgt. Genau wie Manuel versucht auch seine Schwester Julia, die Situation zu beruhigen und Manuel die Zeit, die er noch hat, so angenehm wie möglich zu gestalten. Da Jaspers ein einflussreicher Mann ist, werden die Medien schnell auf Manuel aufmerksam und machen damit seine familiäre Situation nicht einfacher…

Als Leser bekommt man bei „Boy In A Dead End“ einen tiefen Einblick in Manuels Weg. Besonders gut ist Olsberg das durch die zwei verschiedenen Erzählperspektiven im Buch gelungen. Diese wechseln nämlich immer zwischen Manuel und seiner Schwester Julia. Außerdem überzeugt das Buch mit seiner zum Nachdenken anregenden Welt, da Olsbergs Vorstellungen von der nahen Zukunft meiner Meinung nach durchaus realistisch sind. Von künstlichen Intelligenzen, über die die Menschen die Kontrolle verloren haben bis zu virtuellen Welten, in denen viele Menschen lieber Zeit verbringen, als in der Realität – All das sind Dinge, die, wie ich finde, schon bald Wirklichkeit sein könnten. Durch Olsbergs zeitgemäßen und lässigen Schreibstil fällt es nicht schwer, sich in die kontroverse Welt und seine Figuren hineinzuversetzen. Man erlebt die Story quasi selbst mit und kann die schweren Entscheidungen, die von den Figuren getroffen werden, nur zu gut verstehen. Vor allem gibt es eine gewisse Spannung, die sich durch den gesamten Verlauf der Geschichte zieht.

Schlussendlich kann ich nur sagen, dass ich das Buch wärmstens empfehlen kann. Vor allem denen, die sich doch gelegentlich einmal mit einer möglichen Zukunft wie dieser auseinandersetzen. Falls ich euer Interesse geweckt habe, solltet ihr auf jeden Fall auch einen Blick auf „Boy In A White Room“ und „Girl In A Strange Land“, die beiden anderen Teile der Triologie werfen. Man kann die drei Bücher unabhängig voneinander lesen und trotzdem hängen sie eng zusammen. Der Moment, wenn man die Zusammenhänge und Hintergründe versteht, ist für mich absolut mind-blowing. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass diese drei Bücher die besten sind, die ich je gelesen habe.

(Nick, brechtiges)

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